Der Ruf der Zucchini hat lange unter einem gewissen Hang zur Gigantomanie gelitten. In meiner Kindheit habe ich sie als riesige Keulen kennengelernt, ausgehöhlt, mit Hackfleisch gefüllt und mit Käse überbacken – je mehr Ernteertrag, desto besser. Dieses Gericht war damals der Inbegriff mediterraner Küche, auch wenn die Italiener, die in den Sechzigerjahren zum Arbeiten nach Deutschland gekommen waren, das ganz anders gemeint hatten mit den Zucchini: Vom typischen Antipasti-Teller kennt man sie in nicht zu dicke Scheiben geschnitten, gegrillt und mit Knoblauch, Kräutern und Zitrone mariniert. Dafür eignen sich die kleinen, zehn bis 15 cm langen Exemplare am besten, sie haben eine festere Konsistenz und viel mehr Aroma als die großen Exemplare. Die grünen Zucchini sind eigentlich Kürbisse, die jung und unreif geerntet werden. Zucca heißt im Italienischen Kürbis und die Verkleinerungsform davon bezeichnet die Zucchini, den kleinen Kürbis. Ich mag sie aber ganz besonders gern, bevor sie Früchte werden: Die leuchtend gelben Blüten der Zucchini meine ich. Sie sind nicht nur optisch wunderhübsch, sondern auch kulinarisch verführerisch. Und: Es wachsen sowohl männliche als auch weibliche Blüten an einer Pflanze – die ich ganz verschieden verwende. Die männlichen Blüten haben lange Stiele und fühlen sich stachelig an. Im Inneren befinden sich die Staubfäden, an deren oberem Ende die Pollen sitzen. Diese werden über Wind oder durch Insekten auf den Stempel der weiblichen | Blüten übertragen. Männliche Blüten eignen sich prima zum Frittieren und zum Ausbacken in Tempurateig. Die weiblichen Blüten bringen die Früchte hervor. Sie esse ich am liebsten gefüllt. Dazu knipse ich mit den Fingern den Stempel weg. In jedem Fall muss das Innere der Blüten auf kleine Krabbeltiere kontrolliert werden. Auch diese sind besser mit den Fingern zu entfernen, denn die zarten Blüten leiden, wenn man wäscht, und lassen sich schlecht trocknen, was zwangsläufig im heißen Öl zu Gespritze führt. Sollten Sie glückliche Besitzerin eines Gartens sein, in dem viele Blüten an der Zucchinipflanze wachsen, so pflücken Sie sie früh am Morgen. Dann sind sie perfekt geöffnet. Manch italienischer Gemüsehändler verkauft die Blüten aber auch. Und wenn Sie direkt beim Gemüsebauern einkaufen, fragen Sie ihn, ob er Ihnen in den nächsten Wochen morgens mal ein paar Zucchiniblüten zum Gemüsemarkt mitbringt. So haben Sie die Gewähr, dass sich die Blüten gut füllen lassen. Sie sind sehr empfindlich und halten wirklich nur maximal einen Tag. Und sollten Sie keine Blüten kaufen können, trösten Sie sich mit kleinen, jungen Zucchini, die es mittlerweile nicht nur mit grüner, sondern auch mit gelber Schale gibt. Fein gewürfelt sind sie mit ihrem cremigen Geschmack eine wichtige Zutat im sommerlichen Ratatouille. |
MIT RICOTTA GEFÜLLTE ZUCCHINIBLÜTE UND ZUCCHINIBLÜTE IN TEMPURATEIG
ZUTATEN
4 Zucchiniblüten (2 davon mit kleiner Frucht, 2 nur mit Stiel) Für die Füllung der Blüten: 100 g Ricotta 1 Eßl. geriebener Parmesan Salz Weißer Pfeffer Eine Hand voll Basilikumblätter Abrieb ½ Zitrone 1 kleine Knoblauchzehe 1 Ei Olivenöl | Für den Tempurateig: 75 g Mehl 100 ml Eiswasser 1 Teel. Sonnenblumenöl 1 Msp. Backpulver 150 ml Sonnenblumenöl zum Frittieren Zitronensaft und fleur de sel |
ZUBEREITUNG
Die Zucchiniblüten im Inneren säubern und den Stempel entfernen. Für die Füllung die Zutaten miteinander verrühren und mithilfe eines Spritzbeutels die Blüten füllen. Die oberen Spitzen der Blüte leicht zusammendrehen. Die weiblichen Früchte mit einem Messer fächerförmig einschneiden. In einer Pfanne mit etwas Olivenöl bei mäßiger Hitze | goldbraun backen und einmal vorsichtig wenden, damit die Blüten rundum angebraten sind. Für die männlichen Blüten Mehl, Backpulver und Sonnenblumenöl mit soviel eiskaltem Wasser verrühren, dass der Teig zähflüssig wird. Die Blüten eintauchen, etwas abtropfen lassen und in dem heißen Sonnenblumenöl goldbraun frittieren. Auf einem Küchenpapier abtropfen lassen. |
GUT ZU WISSEN Auch wenn es geschmacklich kein Highlight ist, sehen Zucchiniblüten in Streifen geschnitten auf einem Salat, einem Gemüseauflauf oder auf der Pizza einfach hübsch aus. Eine Zucchini selbst darf sich auf keinen Fall schlaff anfühlen. Die Schale sollte glänzend frisch aussehen. | ANRICHTEN Beide Blüten auf einem flachen Teller anrichten und mit Zitronensaft beträufeln und mit fleur de sel würzen. |