Spinat hat eine Ehrenrettung verdient

Jedes Frühjahr wieder: Nach dem Genuss von Spinat fühlen sich unsere Zähne stumpf an. Ursache dafür ist eine organische Säure, die Oxalsäure und davon hat der Spinat reichlich. Die Oxalsäure demineralisiert den Zahnbelag und die Zähne fühlen sich für einen Moment rauh und pelzig an. Der Speichel sorgt schnell für eine Remineralisation und im Gedächtnis bleibt uns ein wunderbar leichtes Wohlfühlgericht aus Spinat. Nur nicht für Kinder! Sie mögen diese Veränderung an den Zähnen überhaupt nicht leiden. Und mit sachlichen Argumenten wie „Spinat ist gesund und gibt Kraft“ werden wir Kinder, die sich bekanntlich über Gesundheit noch keine Gedanken machen, ohnehin nicht für ein Essen begeistern. Also zeigen Sie Geduld und kochen einstweilen Kartoffeln, Eiergerichte, einen Berg Pasta oder backen mit den Kids zusammen echte Pizza bis sie von ganz alleine darauf kommen, welche Offenbarung der erste Spinat nach einem langen Winter ist. 

Der erste zarte Frühlingsspinat aus dem Freiland wohlgemerkt ist ab Mitte April auf dem Gemüsebauernmarkt erhältlich. Achten Sie beim Einkauf unbedingt auf kurzstieligen Spinat. Die feinen essbaren Blätter haben im Verhältnis zu den nicht verwertbaren dicken Stielen kaum Gewicht. Die Stiele liegen aber schwer in der Waagschale und müssen mitbezahlt werden. Außerdem sollte man sich beim Einkauf nicht vom Volumen täuschen lassen. 500 g Spinat sieht im rohen Zustand wie ein riesiger Berg für eine Großfamilie aus, ist aber mit etwas Butter und Hitze in der Pfanne zu einem Häufchen für zwei Esser zusammengefallen.

Wie bei Feldsalat ist das Waschen von Spinat essentiell. Auf Sandkörner will ich beim Essen von Spinat in keinem Fall
beißen und lassen sich auch – anders als bei Pfifferlingen –durch gründliches Waschen vermeiden. Ich zupfe zunächst alle groben Stiele weg, denn dort hängt oft die meiste Erde. Mein tiefes Waschbecken lasse ich mit kaltem Wasser randvoll laufen und gebe die Spinatblätter hinein. Ich schwenke vorsichtig mit beiden Händen hin- und her, der Sand wird dabei auf den Boden des Beckens sinken und danach lege ich die Blätter sanft in ein großes Sieb, damit das Wasser gut abtropfen kann. Diesen Vorgang wiederhole ich so oft, bis das Wasser völlig klar und sauber ist.  Ganz junge Blättchen, die quietschig frisch sind, lassen sich in den ersten Frühlingswochen ausgezeichnet roh in einem Salat genießen. Die zur Zeit noch erhältlichen Blutorangen passen  mit Feta oder Burrata super mit den Spinatblättern zusammen. 

Ich mag bei Spinat jedoch am allerliebsten seinen intensiven Eigengeschmack, der sich ganz besonders zeigt, wenn man ihn in reichlich Butter mit etwas Bärlauch in einer Pfanne zusammenfallen lässt. Wenn Sie des Bärlauchs überdrüssig sind, empfehle ich Ihnen einen frischen Trieb vom Liebstöckel, klein geschnitten zum Spinat dazuzugeben. Auch Muskatnuss und Knoblauch geben dem Spinat eine gute Würze.

Wie kaum ein anderes Gemüse kündigt der Spinat das Frühjahr an: so zart, so grün, so voller Leben! Die Blätter mögen die heißen Sonnenstrahlen im Sommer nicht. Deshalb ist die nächste Spinatsaison erst wieder der kühle Herbst. Greifen Sie deshalb in den nächsten Wochen verstärkt in einen Haufen dieser grünen Blätter und probieren auch mal dieses Rezept, das für größere Kinder meiner Erfahrung nach schon tauglich ist!

SPINAT-RICOTTA-GNOCCHI

ZUTATEN
für 2 Personen
(ergeben ungefähr 60 kleine Gnocchi)

200 g Ricotta aus Büffelmilch
1 Ei
Salz
Pfeffer aus der Mühle
Etwas Muskatnuss, fein abgerieben
Abrieb einer Zitrone, nur das Gelbe
Spinat
1 Eßl. Butter
1 Handvoll geriebener Parmesan
Ca. 100 g Wiener Griessler Mehl
(doppelgriffiges Weizenmehl oder Dunst)
60 g Parmesan 

ZUBEREITUNG

Den Spinat zunächst von den Stielen befreien und gründlich waschen. In einem Sieb abtropfen lassen und in einer Pfanne mit einem Eßlöffel Butter zusammenfallen lassen. Den Spinat erneut in ein Sieb geben, um den Saft, der sich beim Dünsten gebildet hat, abtropfen zu lassen. Sobald der Spinat abgekühlt hat, drücke ich so viel Flüssigkeit heraus, wie es geht. Danach wird der Spinat sehr fein gehackt. Auf den Spinat gebe ich Ricotta, Ei, Parmesan und Mehl sowie die Gewürze. Mit einer Hand knete ich alle Zutaten zusammen.

Vor dem Formen aller Gnocchi koche ich aus einer kleinen Masse zwei, drei Probegnocchi. So kann ich zum einen erkennen, ob die Konsistenz – also das Verhältnis Spinat-Ricotta zum Mehl passt. Ist die Masse noch zu weich, muss noch etwas Mehl untergeknetet werden. 
Zum anderen kann ich bei den gekochten Gnocchi besser abschmecken, ob genug gewürzt ist.

Ich forme die Gnocchi mit beiden, leicht bemehlten Händen zu kleinen Kügelchen. Sobald alle Gnocchi geformt sind, gebe ich sie einzeln, rasch hintereinander in einen Topf mit kochendem Salzwasser. Die Gnocchi werden zum Topfboden sinken. Die Temperatur des Wassers sollte kurz vor dem Siedepunkt sein. Die Gnocchi sind fertig, wenn sie alle an der Wasseroberfläche schwimmen.

Ich gebe die Gnocchi vorsichtig mit einer Schaumkelle aus dem Wasser und schwenke sie entweder in Bärlauch- oder Salbeibutter.
ANRICHTEN

Zum Servieren bestreue ich die Gnocchi großzügig mit frisch geriebenem Parmesan und grob gemörsertem Pfeffer.
GUT ZU WISSEN

Auch in Bärlauchpesto geschwenkt schmecken die Spinatgnocchi nun sehr gut.

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