Kartoffelsalat für Heiligabend

Bestimmt haben Sie in den letzten Wochen sehr oft diese Frage gehört: „Und, was macht ihr an Weihnachten?“ Als Antwort darauf wird zweierlei erwartet: Die Information, wohin man fährt und wen man besucht – die Eltern, die Oma, die Kinder? Und, fast noch wichtiger: Was es an Weihnachten zu Essen gibt.

Im ZEITmagazin war in der vergangenen Woche zu lesen, was Menschen in anderen Ländern an Weihnachten essen. Denn auf der ganzen Welt nutzen (nicht nur) Christinnen und Christen die Feiertage, um etwas Besonderes zu kochen und es gemeinsam im Kreis ihrer Lieben zu genießen. Und dieses Besondere soll oft etwas sein, das man gut kennt, das schon Tradition ist. Same procedure as every year, James, sozusagen – aber das kommt erst eine Woche später. 

Auch wenn ich kulinarisch gesehen grundsätzlich ein vielseitig interessierter Mensch bin, sind auch mir lieb gewordene Gewohnheiten wichtig. Manche Gerichte möchte ich immer gleich haben. Ab meinem 7. oder 8. Lebensjahr war es Tradition, dass es zu Weihnachten Fondue aus bestem Rinderfilet gab. Mit französischem Baguette, was damals eine Besonderheit war. Ich freute mich immer schon Tage vorher und erinnere heute noch den Geruch von Olivenöl, was ebenso keine Alltäglichkeit war.

Meine Schulkameradinnen habe ich immer sehr bedauert, wenn sie mir erzählten, am Weihnachtstag gebe es Kartoffelsalat und Wiener Würstchen. Das kam mir armselig vor – ein Ding der Unmöglichkeit! Heute weiß ich, dass der Kartoffelsalat in Deutschland in vielen Familien ein beliebtes Traditionsgericht am Heiligabend ist. Einer Grunde könnte sein, dass man mit all den Geschenken, mit dem Schmücken des Weihnachtsbaums und anderen Vorbereitungen keine
Zeit hat, um aufwendige Gerichte zuzubereiten. Es gibt aber auch die These, dass der Kartoffelsalat Bescheidenheit symbolisieren soll, um an die einfachen und spartanischen Verhältnisse zu erinnern, die Maria und Josef im Stall in Bethlehem vorfanden.

Wobei ein Kartoffelsalat streng genommen alles andere als bescheiden ist. Es beginnt schon bei der Wahl der richtigen Kartoffelsorte. Sie muss festkochend und speckig sein, wenn Sie mich fragen. Was für die Franzosen ihre „La Ratte“ ist, ist für mich als Fränkin das „Bamberger Hörnchen“ – eine extrem knubbelige und individuell geformte, längliche Kartoffel, die maschinell nicht geerntet werden kann. Sie ist mein persönlicher Favorit, wenn es um Kartoffelsalat geht. Aber auch Sieglinde oder Linda sind gut geeignet. 

Die Kartoffeln werden stets mit der Schale gekocht. Sobald das Wasser anfängt, zu sprudeln, reduziere ich die Temperatur. So vermeide ich, dass die Kartoffelschalen durch zu starkes Kochen aufplatzen. Die Kartoffeln schäle ich nach dem Garen, solange sie noch heiß sind. Denn die Säfte und Aromen der Vinaigrette können von den Kartoffelscheiben viel besser aufgesaugt werden, solange sie noch warm sind.

Jede Familie und jeder Freundeskreis hat wohl eigene, bevorzugte Kartoffelsalatvarianten, die auch von Region zu Region sehr unterschiedlich sind. Mal ist Gewürzgurke dabei, mal Mayonnaise, mal Speck. Auch die Wahl des Öls unterscheidet sich. Ich finde, sogar das grünliche Kürbiskernöl passt sehr gut. Und auch als Beilage wird so einiges serviert, von der Bratwurst bis zum Spiegelei. Aber zum Weihnachtsfest müssen es natürlich Wiener Würstchen sein. Frohe Feiertage! 

KARTOFFELSALAT MIT WIENER WÜRSTCHEN

ZUTATEN

für 2, einfach, 30-60 Min

500 g Salatkartoffeln
2 Scheiben geräucherter Bauchspeck vom Schwein
1 mittelgroße Zwiebel
100 ml Gemüse- oder Rinderbrühe
½ Teel. Dijonsenf
2 Eßl. Obstessig
4 Eßl. Sonnenblumenöl
Salz und Pfeffer
Schnittlauch
 
2 Paar Wiener Würstchen
Senf

ZUBEREITUNG

Die Kartoffeln waschen und mit der Gemüsebürste von Sand und Erde befreien. In einen Topf legen und mit kaltem Wasser bedecken. Zum Kochen bringen und ca. 20 Minuten köcheln lassen bis die Kartoffeln weich sind. Das Wasser abgießen und die Kartoffeln für ein paar Minuten ausdampfen lassen.

Einstweilen den Speck in gleichmäßige Würfel schneiden und in einer Pfanne ohne weitere Zugabe von Fett knusprig braten. Die Zwiebel schälen und klein würfeln. Die Zwiebelwürfel in der Brühe ein paar Minuten köcheln lassen. So sind sie verträglicher. Senf, Essig, Sonnenblumenöl und Zwiebel- und Speckwürfelchen mit etwas warmer Brühe gut verrühren und mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Die Kartoffeln schälen, solange sie noch warm sind. In gleichmäßige, nicht zu dicke Scheiben schneiden und noch warm mit der ebenfalls warmen Vinaigrette vermischen. Schnittlauch in feine Röllchen schneiden. Die Wiener Würstchen in kaltem Wasser aufsetzen und erwärmen bis sie schön heiß sind.

Zum Anrichten einen großen Berg Kartoffelsalat auf einen flachen Teller geben, Schnittlauch darüber streuen, die Wienerle danebenlegen. Mit einem Klecks scharfem Senf servieren.
GUT ZU WISSEN

Der Kartoffelsalat muss schön glänzen und „schlotzig“ sein, wie die Schwaben sagen. Deshalb nicht am Öl sparen.

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