Altweibersommer und Paprikamarmelade

Wenn die letzte sommerliche Wärme in abendliche Kühle übergeht, sehne ich mich so allmählich wieder danach etwas Rustikales zu kochen. Die leichten Blattsalate werden abgelöst von Radicchio und Feldsalat. Ich freue mich auf die mehligen Kartoffeln, aus denen sich meine beliebten Gnocchi formen lassen. Wildbret und Schmorgerichte – gepaart mit dem passenden Rotwein trösten mich darüber hinweg, dass die Tage nun leider wieder kürzer werden. Und für mich als Fränkin ist der gebackene Karpfen, den es nur in den Monaten mit „r“ gibt natürlich ein Muss!

Keine Jahreszeit ist üppiger als diese Zeitspanne, die wir Altweibersommern nennen. Die Stangenbohnen werden abgeerntet, die Tomaten eingekocht, Mais und Kürbis leuchten goldgelb auf den Äckern. Die Pilze schieben ihre Hüte durch den duftenden Waldboden und warten darauf, gesammelt zu werden. Das satte Grün ist rot- und rostbraunen Tönen gewichen und der tiefschwarze Holunder und die Brombeerranken hängen schwer beladen an den Sträuchern. Der Zuckergehalt der Zwetschgen und
Mirabellen ist auf Höchstniveau und liefert so den intensivsten Fruchtgeschmack.

Aber auch die Paprika sind nun nicht mehr grün, sondern gelb und rot. Die besten und fruchtigsten lassen sich auf dem Wochenmarkt finden. Sofern Sie einen Demeter-Gemüsebauern dort finden, fragen Sie nach samenfesten Paprikaschoten. Halten Sie Ausschau nach ungleich geformten Paprika, die eine eher wellige Oberfläche haben und nicht gleichmäßig gefärbt sind. Oft haben die besten Paprika auf der einen Seite noch eine grüne Stelle und auf der anderen sind sie schon tief rot abgereift.

Meine Lieblingssorten heißen Dulce italiano und sweet palena. Diese eignen sich für ein wunderbares Marmeladenrezept. Marmelade ist als Begriff nur den Zitrusfrüchten vorbehalten, klingt aber doch viel appetitlicher als Fruchtaufstrich, oder etwa nicht? Solange sie in der privaten Küche hergestellt wird, darf man sie ohnehin bezeichnen, wie man möchte.
ZUTATEN

500 g rote Paprika
500 g gelbe Paprika
2 Peperoncini
500 ml Wein
250 Gelierzucker (3:1)
1 Vanilleschote
1 Teel. Pimentkörner
1 Teel. Korianderkörner

ZUBEREITUNG

Die Paprikaschoten vierteln, entkernen und mit der Haut nach oben nebeneinander auf ein Blech legen. Auf der Grillstufe bräunen lassen bis die Haut fast schwarz ist. Danach lässt sich die Haut leicht mit einem kleinen Messer entfernen.
Anschließend die Paprika in kleine Würfel schneiden. Die Peperoncini sehr fein schneiden. Den Wein mit dem Gelierzucker sprudeln aufkochen lassen und die Paprika und Peperoncini dazugeben. Ebenso die aufgeschlitzte Vanilleschote und die Piment- und Korianderkörner. Unter Rühren bei starker Hitze marmeladig einkochen und mit Hilfe eines Tellers den Geliertest machen. Abkühlen lassen oder sofort heiß in Gläser abfüllen. Die Paprikamarmelade schmeckt ganz wunderbar z.B. zu einem jungen Ziegenkäse oder zu Frischkäse.
Ob für Marmelade oder Gelee ist es unerlässlich, eine Gelierprobe zu machen, um die richtige Konsistenz festzustellen, bevor die Gläser abgefüllt werden. Dafür stelle ich mir einen sauberen kleinen Teller neben den Topf. Sobald die Flüssigkeit zu gelieren beginnt, gebe ich mit dem Kochlöffel einen kleinen Klecks auf den Teller. Bleibt die Marmelade noch flüssig, muss ich noch weiterkochen. Wird sie auf dem Teller schon fest und zieht an, kann die Marmelade in saubere Gläser abgefüllt werden. Die Gläser spüle ich heiß aus, ebenso die Deckel und fülle die Marmelade mit Hilfe eines Marmeladentrichters ein. Sobald die Deckel festgedreht sind, stelle  ich die Gläser „auf den Kopf“ für ca. eine halbe Stunde.

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