Voller Kürbis

Der größte Kürbis der Welt wurde in Pennsylvania gezüchtet. Das Prachtexemplar brachte fast 670 Kilo auf die Waage. Dagegen sind die in Europa gezüchteten Kürbisse mit ca. 250 Kilo richtige Leichtgewichte! Nahezu 900 Kürbissorten sind registriert. In Größe und Gewicht sowie in den Unterschieden in Wuchs und Farbe ist der Kürbis für mich ein wunderbares Symbol für die Launenhaftigkeit der Natur, die oftmals ganz komische und durchaus auch vulgäre Formen hervorbringt.

Doch gerade kulinarisch kann der Kürbis so einiges: Nachdem er lange Zeit als Arme-Leute-Essen galt oder gar als Viehfutter verwendet wurde, erfährt er in den letzten Jahren eine unglaubliche Renaissance. Ich habe das Gefühl, dass jedes Jahr im Herbst immer noch ein paar neue Rezeptideen dazu kommen. Wenn es nun draußen kalt und feucht wird, helfen die im Kürbis enthaltenen Vitamine sowie Kalium, Kalzium und Zink gegen drohende Erkältung. Deshalb ist ein Kürbissüppchen, vielleicht noch abgeschmeckt mit Ingwer, Kurkuma und Galgant oder gewürzt mit einer Prise Zimt nicht nur ein willkommener Seelenwärmer, sondern äußerst gesund und entzündungshemmend.

Bemerkenswert am Kürbis finde ich, dass alles von ihm verwertet werden kann. Von dem steirischen Kürbis lassen sich die Kerne zu einem dunkelgrünen Öl verarbeiten. Um die Güte dieses Öls festzustellen, gibt man einen kleinen Tropfen davon auf einen weißen Teller. Bleibt das Öl in einem appetitlichen Grünton, ist es von guter Qualität. Je brauner es aussieht, desto mittelmäßiger wurde bei der Pressung der Kerne gearbeitet.

Das Kürbiskernöl mag ich besonders zu Feldsalat und zu Endiviensalat, auch dem Kartoffelsalat geben ein paar
Tropfen einen intensiven, tiefgründigen Geschmack.
Mit den gerösteten Kürbiskernen lässt sich, wenn sie fein vermahlen sind, mit etwas Salz ein aromatisches Pesto herstellen, welches ich dünn auf Crostinis streiche und gerne als kleine Apérohäppchen zum Aperitif serviere. Das Pesto ist eine prima Alternative, wenn nun der Vorrat an Basilikumpesto zur Neige geht. Wissen Sie, wie man die vom Kürbiskernöl unschönen, grünen Flecken aus weißen Stoffservietten oder Blusen bekommt? Einfach in die Sonne legen! Funktioniert! Und damit steht dem ungehemmten Genuss von Kürbiskernöl nichts mehr im Wege.

Seit einigen Jahren wird das in den USA so beliebte Halloweenfest gefeiert. Ausgehöhlte und geschnitzte Kürbisköpfe leuchten dann Ende Oktober auf den Fensterbrettern oder Eingangsstufen der Häuser. Dass die Kürbisse ausgehöhlt werden und aufgrund ihrer großen Farben- und Formenvielfalt zu Trinkgefäßen, Vorratsbehältern, Transportbehältnissen, Musikinstrumenten oder gar Schwimmbojen benutzt wurden, hat eine Jahrtausende alte Tradition. Deshalb regen Kürbisse immer wieder auch die Fantasie an, um sie gefüllt zuzubereiten.

An den Höfen Norditaliens füllte man Kürbisse bevorzugt mit Fasanenteilen, Tauben oder anderem Geflügel. Den ausgehöhlten und gefüllten Kürbis kochte man in fetter Brühe mit Pfeffer, Zimt und manchmal Safran. Die Öffnung wurde mit dem rohen „Originaldeckel“ des Kürbisses verschlossen und galt als hochgeschätzte Küchenkunst auf den barocken Tafeln. Probieren Sie deshalb einmal diese Tradition eines gefüllten Kürbisses mit nachfolgendem Rezept. Ein Butternut mittlerer Größe reicht für zwei Personen.

GEFÜLLTER BUTTERNUTKÜRBIS

ZUTATEN

für zwei Personen

1 Butternutkürbis
1 Zwiebel
1 Apfel
1 kleines Stück Ingwer (daumennagel groß)
1 Handvoll Walnüsse
1 Schuss Apfelsaft naturtrüb
Pfeffer
Salz
Zitronenabrieb
50 g getrocknete Aprikosen
½ Bund glatte Petersilie
Nochmals je  1 Handvoll Walnüsse und Mandeln, grob gehackt

ZUBEREITUNG

Den Butternutkürbis genau dort quer teilen, wo die dicke Wölbung beginnt. Alle Kerne mit Hilfe eines Esslöffels gut herauslösen. Das Obere des Kürbis schälen und in Würfel schneiden. Die Zwiebel schälen und würfeln, ebenso den Apfel und den Ingwer in kleine Stücke schneiden. Zwiebel, Apfel, Ingwer und den klein gewürfelten Kürbis zusammen in einen Topf geben und zusammen mit dem Apfelsaft und einer guten Prise Salz weich köcheln lassen. Anschließend zusammen mit der Handvoll Walnüsse pürieren. Die Masse würzen mit Salz und Pfeffer sowie dem Abrieb einer Zitrone. Die Aprikosen klein würfeln, die Petersilie sehr fein schneiden und die restlichen Walnüsse und Mandeln grob gehackt unter die Masse ziehen. Nochmals abschmecken.Die Füllung in den ausgehöhlten Kürbis geben und im Backofen oder Dampfgarer bei 180 Grad ca. 40 Minuten backen. Die Kürbishülle muss dabei weich sein, damit man sie mitessen kann. Den sich bildenden Saft beim Anrichten darüber träufeln.


GUT ZU WISSEN

Dieses Rezept ist vegan. Natürlich schmeckt die Füllung auch gut mit einem würzigen Käse, der fein gerieben ist. Dazu passt ein bitterer Salat wie z.B. Radicchio, Löwenzahn oder auch Endiviensalat sehr gut.

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